Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Waldmössingen: Streit um Mobilfunkmast geht munter weiter

Mastgegner zoffen sich mit geschäftsführendem Ortsvorsteher / Baubeginn an der Kastellhalle frühestens im neuen Jahr

Das leidige Thema Mobilfunkmast in Waldmössingen hat auch in der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats für hohe Wellen gesorgt. In der Einwohnerfragestunde hatte der geschäftsführende Ortsvorsteher Reiner Ullrich jede Menge Fragen der Mastgegner zu beantworten, wie aus dem Sitzungsprotokoll hervorgeht.

Schramberg-Waldmössingen. Ullrich ließ wegen der umfangreichen Tagesordnung nur zwei Fragen je Bürger zu. Der erste Fragesteller meinte der Ortsvorsteher habe einen Vertrag mit der Telekom. Er wunderte sich, weshalb Ullrich den Standort bei der Kastellhalle so vehement vertrete und fragte, ob ihm „die Interessen der Bürger weniger wert“ seien? Er habe keinen Vertrag mit der Telekom, entgegnete Ullrich, den Vertag habe die Stadt. „Gemäß meiner Amtsführung bin ich verpflichtet, mit der Telekom zusammen zu arbeiten.“

Weiter wollte der Fragesteller wissen, weshalb das Thema nicht auf der Tagesordnung stehe, ob Ullrich „auf Zeit spielen“ wolle? Der Antrag sei aus dem Gremium gekommen, so Ullrich. Wegen der langen Tagesordnung habe er, wie in der Gemeindeordnung vorgesehen, das Thema auf die übernächste Sitzung verschoben „und dies wäre im Oktober“. Das habe nichts mit einer Verzögerungstaktik zu tun. „Es wird aktuell kein Mast gebaut, also weise ich Ihre Behauptung zurück“, so Ullrich laut Protokoll.

BI-Gutachten kommt im Oktober in den Ortschaftsrat

Der nächste Fragesteller wandte sich gegen Ullrichs öffentliche Behauptung, die Bürgerinitiative habe sich nicht an Absprachen gehalten. Dabei ging es um die Auswahl eines Gutachters. Ullrich hatte erklärt, dieser Gutachter sollte in Absprache mit der Telekom ausgesucht werden. Die Bürgerinitiative habe das nicht zugesagt, wie man dem Ortschaftsratsprotokoll vom 23. Juni 2025 entnehmen könne.

Der Ortsvorsteher entgegnete dem Fragesteller, da läge „ein Wahrnehmungsproblem vor und zwar, dass ein Gespräch angeregt wurde, um ein Gutachten zu ermöglichen, womit die Telekom einverstanden wäre, auch welcher Gutachter beauftragt wird.“

Die Erwartungshaltung sei gewesen, dass man sich zusammensetzt und im Einvernehmen mit der Telekom und der Stadtverwaltung ein Gutachten ermöglicht. „Ein Gutachten macht nur Sinn, wenn die Telekom dieses Gutachten auch anerkennt“, so Ullrich.  

Er sei dann einen Tag vor dem Gespräch mit der BI informiert worden, dass es bereits ein Gutachten gebe.

Weiter stritt man sich über die Frage, wann der Ortschaftsrat über den neuen Standort bei deer Kastellhalle informiert worden sei, im Januar oder erst später.

Ein Fragestellerin wollte wissen, wie das BI-Gutachten in der Oktobersitzung vorgestellt werden soll. Ullrichs Antwort: „Der Ortschaftsrat wird über das Gutachten informiert.“ Das Gutachten sei weder von der Stadtverwaltung noch von der Telekom in Auftrag gegeben worden, und die BI sei kein Vertragspartner.

Der Gutachter sei aber vereidigt, konterte die Fragestellerin. Die BI könne das Gutachten ja in einer eigenen Veranstaltung vorstellen, so Ullrich.

Mobilfunkmastsuche auf Wunsch des Ortschaftsrates

Ein weiterer Fragesteller wollte wissen, wie es zur Anfrage an die Telekom nach einem Funkmast gekommen sei.

Ullrich berichtete, der Auftrag, die Mobilfunkversorgung in Waldmössingen zu verbessern, sei 2023 nach dem Narrentreffen aus der Mitte des damaligen Ortschaftsrates gekommen. Daraufhin sei die Tiefbauabteilung auf die Telekom zugegangen, und man habe nach Standorten gesucht.

Der Abteilungsleiter Tiefbau Konrad Ginter erinnerte daran, dass man seit knapp 15 Jahren über Alternativstandorte nachdenke, „um eine Verbesserung der Mobilfunkversorgung in Waldmössingen hinzubekommen“. Ginter zur Standortfrage: „Wenn man keinen Standort möchte, dann ist es halt so.“

Die Stadtverwaltung habe auf Drängen des Ortschaftsrates versucht, überhaupt einen Standort zu finden. Es blieb nur noch dieser Standort bei der Kastellhalle übrig. Ginter brachte es auf den Punkt: „Es bringt nichts, über bessere Standorte zu diskutieren, wenn kein Anbieter dort bauen möchte.“ Die Telekom müsse nichts in Waldmössingen machen, sei die klare Aussage des Telekomvertreters gewesen.

Grenzwerte und Gesundheit

Ein Fragestellerin fragte Ullrich, ob ihm die Gesundheit der direkten Anwohner nicht wichtig sei? „Ist Ihnen die Mobilfunkversorgung wichtiger als die Gesundheit der Bevölkerung in Waldmössingen?“

Ullrich verwies auf den Stand der Wissenschaft: „Die Gesundheitsbefürchtungen sind nicht gegeben, solange die Grenzwerte durch die Telekom eingehalten werden.“

Er könne die „subjektiven Bedenken“ der Fragestellerin nicht ausräumen, aber müsse sich an das halten, was objektiv gegeben ist. „Es gibt ein Immissionsschutzgesetz und die Grenzwerte werden beim Funkbetrieb unterschritten. Das Bundesamt für Strahlenschutz hatte darüber informiert, dass eine Gesundheitsgefährdung derzeit nicht feststellbar ist.“

Die Fragestellerin verwies auf Grenzwerte in der Schweiz, die niedriger seien. “Ich fände es fair, wenn man den Mobilfunkmast in die Ortsmitte stellt, damit alle gleichmäßig bestrahlt werden.“

Ullrich konterte, es stehe jedem frei „in die Schweiz zu ziehen“. Der jetzige Standort ist sogar schonender als der bei der Kirchberghalle und dieser Standort befinde sich außerhalb der Siedlungsgrenze.

Eine weitere Fragestellerin warf ein, dass ein anderer Standort möglich wäre. „Es kann doch nicht sein, dass die Industrieunternehmen Profit machen.“ Ullrich erwiderte, die Realität sei, dass man auf den Netzbetreiber angewiesen sei. „Wenn der Netzbetreiber sagt, dass ein anderer Standort nicht in Frage kommt, dann müssen wir das akzeptieren.“ 

Mobilfunk wichtig

Dann wurde der Ortsvorsteher grundsätzlich. Es gehe beim Mobilfunk um eine für Waldmössingen wichtige Infrastruktur. „Es geht auch um die jüngere Generation. Sie werden sich umschauen, was das für ein Lauf geben wird, wenn die Mobilfunkversorgung in Waldmössingen schlecht bleibt.“ Waldmössingen sei ein Industrie- und Gewerbestandort.

Die IHK fordere, dass die Mobilfunkversorgung verbessert werden muss. Es gehe auch zunehmend um den Datentransfer. „Wenn eine Verbesserung der Mobilfunkversorgung durch einen Netzbetreiber im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben möglich ist, dann spricht nichts dagegen.“

Die Fragestellerin kritisierte, vielen Menschen werde „der Standort auf´s Auge gedrückt“. Sie vermisse den Dialog mit den Waldmössinger Bürgern.

„Wir drücken nichts auf´s Auge“, widersprach Ullrich. Die Verwaltung habe den Auftrag bekommen, die Mobilfunkversorgung in Waldmössingen zu verbessern. Es gebe genügend Menschen in Waldmössingen, die auf eine Verbesserung der Mobilfunkversorgung warteten. Es gehe nur mit der Telekom, und die baue einen Mobilfunkmast nur ortsnah und nicht ortsfern.

Weiherwasenanwohner leiden

Ein Anwohner am Weiherwasen fragte sich, was man sich als Bürger im Gebiet Weiherwasen noch gefallen lassen muss? Er fragte Ullrich direkt: „Würden Sie im Weiherwasen wohnen und Kinder haben, würden Sie das Vorhaben einfach bejahen?“

Ullrich: Er habe beim Thema Mobilfunkmast kein Problem. „Ich wohne in Freudenstadt und das Hotel Waldlust ist weniger als 500 Meter entfernt und dort ist ein Funkmast auf dem Dach.“

Der Fragesteller konterte: „Sie sprechen von 500 Meter Abstand, beim Standort an der Kastellhalle sind die ersten Wohnhäuser 50 bis 60 Meter entfernt. Wir haben in direkter Bewohnerschaft dieses Ding stehen und das geht gar nicht.“

Ullrich verwies auf das Immissionsschutzgesetz. Solange das Recht nicht geändert werde, gelte das geltende Recht.

Nach Ansicht des Fragestellers brauchen die Gewerbebetriebe den Funkmast nicht, „die haben bereits vorgesorgt“. Inwiefern ist aus dem Protokoll nicht zu entnehmen.

Mastbau verzögert sich ohnehin

Unter „Bekanntgaben“ teilte Ullrich am Ende der Sitzung zum Thema Mobilfunkmast mit, dass noch die “Naturschutzrechtliche Genehmigung“ ausstünde. Ohne diese könne die Deutsche Funkturm Gesellschaft ihre vorbereitenden Maßnahmen nicht beginnen. Der Baubeginn werde sich daher in das erste Quartal 2026 verschieben, so Ullrich laut Protokoll.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

Schreiben Sie einen Kommentar

Back to top button
Close

Adblocker gefunden.

Vielen Dank für Ihren Besuch auf NRWZ.de. Unser System hat erkannt, dass Sie einen Adblocker installiert haben, der die Auslieferung von Anzeigen blockiert. NRWZ.de finanziert sich aber zu einem hohen Grad über Anzeigen, weshalb wir Sie bitten, den Adblocker für unsere Website zu deaktivieren. Vielen Dank für Ihr Verständnis!